Qualitätsmanagement auf einer Baustelle
Das Qualitätsmanagement auf einer Baustelle richtet sich nach den Normen ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 9004 (Qualität der Organisation). Es soll den Erfordernissen der Prozesse auf der Baustelle entsprechen. In der Bauausführung gehört die prozessorientierte Denkweise zu den notwendigen Voraussetzungen für die erfolgreiche Projektabwicklung, was die Umsetzung der beiden Normen grundsätzlich fördert.
Zertifizierung nach ISO 9001 und ISO 9004
Einige Bauunternehmen sind nach den beiden Normen zertifiziert, andere sind es nicht. Die Zertifizierung ist nicht zwingend für die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems, das Unternehmen kann (und wird es irgendeiner Form) auch ohne Zertifikat anwenden. Ohne Qualitätskontrolle und ‑management kann eine Baustelle nicht funktionieren. Nach Studien fragen Bauauftraggeber bei den Auftragnehmern selten nach diesen Zertifizierungen (maximal 30 % nach einer Studie der TU Braunschweig), weshalb viele KMU auf das kostenpflichtige Zertifikat verzichten – dennoch aber natürlich Qualitätsmanagement auf der Baustelle durchführen.
Nutzen des Qualitätsmanagements auf der Baustelle
Das Qualitätsmanagement entfaltet auf der Baustelle an verschiedenen Stellen einen relevanten Nutzen:
- Es regelt die standardisierte Anfertigung und Umsetzung von Bauplänen und weiteren Dokumenten.
- Es normiert das Bautagebuch und alle zugehörenden Protokolle, Terminpläne, den Schriftverkehr sowie die Verfahrens- und Arbeitsanweisungen.
- Es regelt und überwacht die Termin‑, Leistungs- , Kosten- und Materialplanung.
- Mit gutem Qualitätsmanagement funktionieren interne Übergaben.
- Das QM-System vermeidet in aller Regel ein Organisationsverschulden, weil es die Gefahr rechtzeitig durch die festgelegten Kontrollen erkennen würde.
- Mithilfe eines QM-Systems lassen sich die Anforderungen von Auftraggebern bestmöglich erfüllen.
Voraussetzung für das Qualitätsmanagement: Vollständigkeit der Dokumentation
Damit ein QM-System funktioniert, müssen alle Dokumente vollständig und mit nachvollziehbarer Systematik geführt werden. Die Verantwortlichen sollten immer daran denken, dass ein externer Gutachter sehr schnell in die Problematik einsteigen muss, falls es beispielsweise zu einer Auseinandersetzung um (vermeintlich) unzureichende Leistungen kommt. Für die Dokumentation muss das Bauunternehmen im Sinne seines Qualitätsmanagements Mindeststandards für die gesamte Dokumentation festlegen. Einen dieser Mindeststandards repräsentiert das Bautagebuch. Ihre Einhaltung erhöht die Qualität der Dokumentation und auch die Qualität der Arbeitsprozesse, weil sich die Beteiligten genauer an die Vorgaben halten. Außerdem reduziert sie im Falle des Falles Gutachterkosten für externe Experten. Sollte es Konflikte geben, werden diese schneller bewältigt.
Verantwortung für das Qualitätsmanagement auf der Baustelle
Die beiden Verantwortlichen für die Einhaltung von QM-Normen sind jeweils in ihren Bereichen der Bauleiter und der Polier. Sie müssen über die Befugnis verfügen, die Einhaltung der normierten Standards durchzusetzen. Welches QM-System für die betreffende Baustelle konkret angewendet wird, bedarf einer Klärung mit der Unternehmensleitung.