Was versteht man unter einem ERP-System?
Ein ERP-System ist eine Software für das Enterprise Resource Planning, also die Planung aller Ressourcen wie Personal, Betriebsmittel, Kapital, Material und Informationstechnik. Bauunternehmen setzen ERP-Systeme, die auch per App vorliegen, unter anderem für die Personal‑, Material- und Terminplanung ein.
Was muss ein ERP-System für Bauunternehmen leisten?
Die Software für das Enterprise Resource Planning kommt praktisch in allen Branchen zum Einsatz, die Material und Warenströme bewegen. Für das Bauwesen ergeben sich jedoch ganz spezifische Anforderungen, deren Umsetzung auch in der betreffenden App integriert sein muss. Die Kernanforderung besteht darin, die verschiedenen Faktoren für die Prozessdurchführung zu erfassen, wo doch jedes Bauprojekt einzigartig ist. Es unterscheidet sich damit von Produktionsprozessen in anderen Bereichen, die über längere Zeiträume relativ konstant laufen (eine Autofabrik produziert über zwei Jahre stets dasselbe Modell). Im Bauwesen sind das Projekt- und das Risikomanagement entscheidende Größen, welche das ERP-System abbilden muss. Es benötigt daher bestimmte Kernfunktionen, auf die bei der Evaluation so eines Systems zu achten ist. Diese betrachten wir nachfolgend im Detail.
Automatisierter Import des Aufmaßes
Das Bauvorhaben beginnt mit dem Aufmaß. Dieses Dokument enthält alle Informationen für die Vorbereitung des Projekts, die der Architekt in der Regel in einem Tabellenkalkulationsprogramm erfasst. Das ERP-System muss das Aufmaß automatisch importieren können.
Standardisierung
Alle Angaben im Aufmaß sind nach geltenden Industriestandards zu erstellen. Diese muss das ERP-System berücksichtigen. Nur so gelingt der problemlose und automatisierte Import der Aufmaßdaten. Das ERP-System verarbeitet dann richtig die Informationen wie Prozessabläufe, Zeitpläne, benötigtes Material, benötigte Maschinen und Personalbedarf. Sollte das Unternehmen die Aufmaße selbst erstellen, benötigt das ERP-System hierfür eine Bibliothek, welche Aufmaße für den wiederholten Abruf speichert. Das erhöht deutlich seine Effizienz, weil sich die Daten für ähnliche Bauvorhaben erneut verwenden lassen.
Kosten- und Verkaufspreiskalkulation
In der Realisierungsphase unterstützt das ERP-System das Risikomanagement. Dieses ist in der Kostenplanung ein entscheidender Punkt. Gleitende Faktoren sind
- der exakte Materialbedarf,
- der exakte Personalbedarf,
- der exakte Zeitplan (wegen witterungsbedingter Einflüsse auf den Bauprozess),
- der Einsatz der Maschinen sowie
- der mögliche Einfluss von Planänderungen.
Die ERP-Software dient der Berechnung der Kostenpunkte in einem Korridor, der Berechnung der Gesamtkosten (wiederum in einem Korridor) und dementsprechend auch der Kalkulation eines Verkaufspreises, der variieren kann, wobei hier enge Grenzen gesetzt sind. Vertraglich werden Eventualitäten in der Regel inkludiert, so zusätzliche Kosten durch einen unerwartet schwierigen (manchmal sanierungsbedürftigen) Baugrund, doch der Bauherr könnte ab einer gewissen Überschreitung der vorab versprochenen Kalkulation intervenieren. Dies muss in das Risikomanagement inkludiert werden, wozu die ERP-Software unerlässlich ist. Auch dies ist ein Spezifikum von ERP-Software für das Bauwesen.
Branchenspezifische Funktionen von ERP-Systemen für den Bausektor
Die Module für die Kosten- und Verkaufspreisberechnung sind schon branchenspezifisch ausgestaltet. Allerdings muss eine ERP-Software für das Bauwesen auch hohe Flexibilität zulassen. Es gibt Projekte, bei denen grobe Schätzungen in Teilbereichen genügen können. Bei anderen Projekten möchte die Bauleitung auf Artikelebene durchrechnen. Gut entwickelte ERP-Systeme für den Bausektor ermöglichen aufgrund der Materialplanung direkte Preisanfragen an mehrere Lieferanten und schlagen dann das günstigste Angebot vor.